1.Tag:
Wir, die drei Neubrandenburger Fotofreunde Felix, Martin und Ralf (ich) machen uns am Sonntag, den 5. Februar 2017 gegen 12.00 Uhr von Berlin Tegel auf in den Norden. In Oslo wechseln wir das Flugzeug und fliegen weiter nach Bodö weit über dem Polarkreis. Dort steigen wir ins Mietauto und mit dem Mietauto fahren wir auf die Fähre nach Moskenes auf den Lofoten. Im Hafen von Bodö sehen wir den ersten Schimmer eines Polarlichtes, aber die Fotoausrüstung ist noch gut verpackt und wir wollen auf die Fähre! Ankunft gegen 24.00 Uhr mitten in der Nacht in Moskenes, das Ferienhaus steht uns ab 16.00 Uhr zu Verfügung. Also was tun? Weshalb waren wir gekommen? Richtig, wir wollten die Aurora Borealis fotografieren!
Erster Fotostopp in Reine. Und tatsächlich, der Schimmer am Himmel erweist sich auf dem Display deutlich als Polarlicht. Das Umgebungslicht ist sehr stark, so dass noch keine wirklich guten Bilder entstehen. Nächster Stopp dann ein paar Kilometer weiter in Hamnoy. Hafen mit Laternen, Mond und Polarlicht, nicht ganz einfach zu fotografieren, aber wir nähern uns langsam der Sache.
Wir haben die ganze Nacht Zeit. Also weiter in eine Gegend ohne viel Umgebungslicht. Der Strand von Utakleiv. Hier können wir uns austoben. Am Himmel über den Bergen und über dem Meer leuchtet ein diffuses Polarlicht. Es ist teilweise recht dunkel und ich versuche mit der Stirnlampe den Vordergrund etwas zu beleuchten. Nach ca. 90 Minuten sind wir durchgefroren vom Wind und trinken im Auto erst einmal eine Tasse Tee, der noch immer warm ist, obwohl er noch Neubrandenburg gekocht wurde.
Der nächste Strand ist der Haukland Beach. Viel Sand, wenig Strukturen, ein paar kleine „Priele“. Wir versuchen, ein paar Spiegelungen der Berge oder des Polarlichtes zu fotografieren. Am Unstater Strand, unserem nächsten Ziel, finden wir im Dunkel den Zugang zum Strand nicht. Inzwischen breitet sich auch eine leichte Müdigkeit aus...
2. Tag
In Leknes beim Bäcker essen wir Frühstück, kaufen ein im Supermarkt für die nächsten Tage als Selbstversorger und machen uns dann an der Südküste langsam auf in Richtung Henningsvaer, unserem Ziel. Die Sonne geht auf und verwandelt mit ihrem atemberaubenden Licht die Landschaft. Oft halten wir an auf unserem Weg nach Henningsvaer und fotografieren. Berge, vereiste Seen, Stamsund mit seinem kleinen Hafen. In diesem Tempo schaffen wir das bestimmt bis 16.00 Uhr... Aber schon gegen 13.00 Uhr haben wir dann unser Ferienhaus gefunden und können einziehen. Klein aber fein, wir wollen hier nicht wohnen, sondern fotografieren. Felix und ich machen einen ersten Erkundungsgang durch Henningsvaer während Martin sich gleich auf die nächste Nacht vorbereitet. Dann gibt es auch für uns ein paar Stunden Schlaf bis Martin das Kochen übernimmt, wir gemeinsam essen und uns anschließend nach Gimsoy auf den Weg machen. Dort steht eine schöne Kirche direkt am Meer und es wäre doch schön, wenn die für das Polarlicht als Vordergrund herhalten könnte... Bei der Ankunft ist das Polarlicht sehr verhalten und für meine Vorstellungen auf der falschen Seite der Kirche. Also ein paar Probebilder mit den Grabkreuzen im Vordergrund, sehr malerisch und der Mond scheint inzwischen so hell, dass eine künstliche Beleuchtung nicht mehr nötig ist. Wir suchen unsere Standpunkte, probieren Dieses und Jenes und das Polarlicht verstärkt sich langsam. Ein neues entsteht, das mit einem Mal nicht mehr an sich halten kann und praktisch explodiert. Was wir nun erleben, lässt sich mit Worten kaum beschreiben. Es ist ein Geistertanz, der den ganzen Himmel überspannt, immer kräftiger mit immer schnelleren Bewegungen. Wie ein Sandsturm weht es über den Himmel. Die Belichtungszeit muss immer weiter verkürzt werden weil sonst an Ende nur ein grüner Brei auf den Fotos zu sehen ist. Und irgendwann höre ich auf zu fotografieren und staune nur noch. Das wird wohl kaum noch zu toppen sein auf dieser Reise! Nachdem sich das Polarlicht erschöpft hat, sind auch wir nun wirklich erschöpft und machen uns zurück auf den Weg nach Henningsavaer. Ein bisschen Schlaf wäre vielleicht auch nicht schlecht.
3.Tag
Morgens, noch vor dem Frühstück machen wir uns auf den Weg durch Henningsvaer mit seiner atemberaubenden Hafenkulisse. Die Sonne geht nach 8.00 Uhr auf und erleuchtet in einem unvorstellbar warmen Licht die Berge. Dadurch, dass sie auch tagsüber nicht wirklich hoch kommt im Februar, bleibt die Landschaft auch tagsüber in warmes, fotogenes Licht getaucht, bis sie gegen 15.00 Uhr wieder untergeht.
Nach dem Frühstück fahren wir wieder nach Reine. Dort gibt es einen viel gepriesenen Wanderweg auf den „Reinebriggen“ mit fantastischer Aussicht. Aber der Aufstieg scheitert an vereisten Felsen und verharschtem Schnee, keine Chance!
Reine ist in schönes Licht getaucht und drängt sich als Motiv geradezu auf. Aber so viel Zeit haben wir nicht mehr. Auf Sakrisoy, einer kleinen zu überfahrenden Insel, gibt wunderschöne gelbe Holzhäuser, die als Fotomotiv reizen. Hier halten wir, bis ich mit Erschrecken sehe, dass sich die Sonne schon verabschiedet. Dabei hatte ich ganz klare Vorstellungen eines Fotomotivs. Hamnoy, der nächste Ort im Sonnenuntergang. Ich treibe ausnahmsweise meine Fotofreunde zur Eile und wir erreichen Hamnoy gerade noch rechtzeitig. Im Ort schein schon die Sonne nicht mehr, aber der dahinterliegende Berg ergreift uns mit seinen phantastischen Formen und Farben.
Weiter geht es nun zum Nusfjord, einer kleinen Fischersiedlung und fotografieren dort in der blauen Stunde den Hafen. Felix übernimmt ganz nebenbei noch eine japanische Reisegruppe und lichtet sie dann zu deren Zufriedenheit professionell ab. Dafür hätte er fast noch ein besonderes Dankeschön erhalten...
Dann geht es im Dunkeln zurück, es gibt Abendbrot und machen wir uns dann in der ersten Hälfte der Nacht auf die Suche nach Polarlichtern in der direkten Umgebung von Henningsvaer. Mit Erfolg, wenn auch nicht mehr so umwerfend wie in der vorigen Nacht.
4.Tag
Nach dem morgendlichen Fotografieren und dem folgenden Frühstück steht noch einmal die direkte Küste auf dem Programm. Der Surferstrand von Unstat soll es sein. An der Nordküste gelegen und deswegen kaum von der Sonne erreicht um diese Jahreszeit. Nur die Berge bekommen etwas Sonne ab. Aber die Wellen dort sind gigantisch. Ein paar Surfer sind unterwegs in ihren dicken Neoprenanzügen. Hier lassen wir uns viel Zeit. Zum Sonnenuntergang fahren wir noch einmal zum Haukland Beach. Die Sonne scheint, der Strand ist flach und sandig. Da kann ich nicht anders als kurz ins Wasser zu gehen. Das Wasser hat seine satten zwei Grad, genauso wie der Tollensesee um diese Jahreszeit. Da ich meine Badehose vergessen habe, muss es so gehen. Viel zu sehen ist nach dem Baden dann sowieso nicht mehr...
Und weil ich mich nicht entscheiden kann zwischen fotografieren bevor die Sonne ganz weg ist und Anziehen, damit mir nicht kalt wird, versuche ich beides zu verbinden. Aber nur solange, bis mir mein Stativ mit aufgesetzter Kamera auf den gefrorenen Sand fällt, Frontalunfall! Zum Glück bleibt das Objektiv heil, die Gegenlichtblende ist aber nun nicht mehr zu gebrauchen. Die wird am Abend dann gleich neu bestellt und sollte dann in bei meiner Ankunft in Neubrandenburg schon da sein.
Aber ein paar schöne Fotos entstehen dann noch an diesem Abend.
Nach dem von Martin gekochtem Abendbrot gibt es heute auch ein von Felix spendiertes Bier. Mit Martin zusammen erklimme ich den Hügel über Henningsvaer auf dem ein Funkturm steht, machen ein paar Bilder von Henningsvaer im Polarlicht bis sich das Polarlicht zurückzieht und wir dann auch. Als wir vor unserem Haus sind, belebt sich das Polarlicht noch einmal und wir machen ein paar schöne Aufnahmen direkt von „zu Hause“ aus.
5.Tag
„The same procedure as every day“. Henningsvaer im Morgenlicht, Hafen, Berge und Meer, Frühstück und dann der Aufbruch nach Brenna. Auch im Norden der Lofoten gelegen und damit ohne Sonne, aber die Kulisse ist grandios. Wir verteilen uns schnell. Jeder fotografiert nach seinen Ideen. Ich wandere vor allem in Erinnerung an eine Wanderung, die ich hier drei Jahre zuvor mit meiner Familie unternommen habe. Fast wie abgesprochen treffen wir uns wieder gemeinsam am Auto, es gibt Schokolade und heißen Tee. Auf der Rückfahrt schauen wir in Kabelvag vorbei, kaufen ein wenig ein und fahren zurück nach Henningsvaer. Kabelvag beeindruckt unseren Koch Martin so sehr, dass er beschließt, dort am nächsten Tag alleine den Ort zu erkunden.
In der Nacht mache ich mich noch einmal auf in die Umgebung von Henningsvaer. Die beiden anderen Männer ziehen die Ruhe bei einem Glas Bier vor. Ich denke, da waren doch noch ein paar Motive, die ich noch nicht fotografiert habe. Dabei entdecke ich einen schönen Aussichtspunkt, der am nächsten Morgen mein Ziel werden soll.
6. Tag
Felix und Martin fotografieren beim Aussichtspunkt in Henningsvaer, ich praktisch von meinem gegenüberliegenden Berg aus bis wir uns zum Frühstück wieder treffen. Dann setzen wir Martin an einer Bushaltestelle ab. Der macht sich auf den Weg nach Kabelvag. Mit Felix fahre ich nach Ballstad. Ich folge einem Wanderweg, der an einem steilen Berg langführt. Felix bleibt in der Nähe des Hafens. Von hier schreibt er eine WhatsApp an seine Lieben: „Diese Landschaft hat der liebe Gott nach dem Mittagsschlaf geschaffen!“
Auf meinem Weg nehme ich dann einen seltsamen und sehr intensiven Fischgeruch war. Hier müssen schon irgendwo die Dorsche hängen, die einmal zu Trockenfisch werden sollen. Und tatsächlich, meine Nase führt mich sicher dorthin. Felix findet unterdessen die getrennt davon aufgehängten Köpfe und so kommen wir dann doch noch zu typischen Lofotenbildern. Martin wird am Abend ganz blass vor Neid...
Mit Martin zusammen mache ich mich noch einmal auf den Weg zur Gimsoystraumenbrücke, immerhin 839 Meter lang und in der Bergkulisse ein phantastisches Fotomotiv. Unsere Vorstellung ist es, die Brücke im Polarlicht zu fotografieren. Leider gibt es das nicht auf Bestellung. Aber eins zwei Bilder werden es dann doch.
7. Tag
Der erste Tag an dem nicht die Sonne scheint. Es gibt leichten Schneefall, genau wie es der Wetterbericht verheißen hat. Aber macht nichts, heute steht das Wikingermuseum in Borge auf dem Plan. Ein wunderbares Museum, ein Museum zum anfassen und mitmachen. Im Sommer sind die Angebote noch wesentlich größer, aber gelohnt hat es sich alle Male. Am Abend brauche auch ich mich nicht mehr auf die Suche nach Nordlichtern machen, der Himmel ist bewölkt und am nächsten Tag soll es dann auch auf die Heimreise gehen. Außerdem haben mich meine beiden Fotofreunde zu einem köstlichen Fischgericht in der Nobelgaststätte von Henningsvaer eingeladen. Noch einmal vielen Dank!
8. Tag
Es regnet! Jetzt haben wir das typische Lofotenwetter. Unsere Idee ist, noch vor der Fährabfahrt das Stockfischmuseum in A zu besuchen. Auf dem Weg dorthin riechen wir in Sakrisoy wieder diesen typischen Fischgeruch und werden Zeuge, wie große Gerüste mit Dorschköpfen behängt werden. Unmengen an Dorschköpfen warten in riesigen Kisten darauf, dass sie an die Reihe kommen. Martin kommt nun auch noch zu seinen Dorschbildern. Sehr eindrücklich!
Das Stockfischmuseum hat leider nur im Sommer geöffnet und wegen des Regens können wir auch kaum aus dem Auto heraus, um irgendetwas zu fotografieren. Na dann los zu Fähre, vielleicht bekommen wir dort dann ja eine Kaffee. Den Kaffee gibt es nicht aber wir fahren eine Fähre früher als geplant und sind dann schon gegen 21.00 Uhr in Bodö. Der Flieger soll um 7.00 Uhr gehen... Martin kommt auf die gute Idee, die Nacht in einem Hotelzimmer zu verbringen und im „Norges Vandrerhjem“ finden wir eine relativ einfache und preisgünstige Übernachtungsmöglichkeit in Moskenes und sind morgens fast ausgeschlafen um 5.30 Uhr auf dem Flughafen. Der Autoschlüssel wird in den Briefkasten geworfen, das Flugzeug bestiegen nachdem Martin sein Messer in den Müll werfen musste, weil er es vergessen hatte in sein Gepäck zu legen. In Oslo steigen wir um und sind gegen 12.50 Uhr wieder in Tegel. Martins Tochter Sophie hat uns das Auto vor die Nase gestellt, in Nassenheide lädt Felix uns noch einmal zum Mittag ein und wir sind rechtzeitig und heil wieder in Neubrandenburg.
Die Eindrücke dieser Fotoreise werden wir noch lange mit uns tragen. Und die Fotos können sich wirklich sehen lassen.
Es war schön mit Euch! Danke, dass ihr mit gekommen seid!
Ralf
Es folgt eine kleine Auswahl von Ralfs beeindruckenden Fotos :